Diplomvolkswirt, Umwelt- und Sozialethiker
2. Vors. KBW Traunstein
Mitarbeiter im Weltladen Traunstein
Mitglied im BUND und bei Germanwatch

Wir leben im Wohlstand und gleichzeitig in einer Zeit verschiedener globaler Krisen: Klimawandel, Artenschwund, Millionen Menschen sind auf der Flucht oder suchen ihr Heil in der Migration. Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung steht für eine große Zivilisationsidee.

Global gerechte Entwicklungsmöglichkeiten für alle Menschen auf einem ökologisch begrenzten Planeten. Dazu braucht es Innovationen in Technik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Umbau des Energiesystems von fossilen hin zu erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind und Biomasse schreitet voran. Produktion und Konsum müssen klimaneutral und ressourcenschonend werden. Das wird noch lange dauern, aber beginnen müssen wir heute. Die Veränderungen finden weltweit statt, geschehen aber immer lokal auch bei uns. Unsere Mobilität wird sich verändern, unsere Landwirtschaft, unsere Städte und unsere Lebensstile. Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass wir schlechter leben werden, aber anders. Unser materieller Konsum stößt an Grenzen und führt auch nicht zu mehr Glück. Das Motto kann nicht weiterhin lauten „schneller, weiter, höher“, Entschleunigung ist angesagt. Gesellschaftlicher Fortschritt darf nicht länger am Wachstum des Sozialprodukts gemessen werden, sondern an der Lebensqualität, am Glück oder der Zufriedenheit der Menschen, dem Erhalt der Biodiversität und der Ökosysteme. Die Vorarbeiten dazu sind längst geleistet.  Auch die Stadt Traunstein sollte – wie die Gemeinde Kirchanschöring und andere Gemeinden – die Gemeinwohl-bilanzierung als Leitlinie für das Wirtschaften und die Bemessung des Wohlstands machen. 

Die Wirtschaft darf sich nicht länger vorrangig an Gewinn und Rendite orientieren, Mensch und Natur müssen größere Berücksichtigung finden. Boden ist nicht vermehrbar und muss der Spekulation entzogen werden. Das vergrößert die soziale Ungleichheit, verteuert die Mieten. „Steigerungen des Bodenwertes, die ohne besonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen.“ (Art. 161 Abs. 2 BV) Im Jahr 1970 sagte der damalige CSU-Vorsitzende F. J. Strauß: „Die Grundstückspreise in der Bundesrepublik Deutschland steigen in einem Maße, dass es nicht zu verantworten ist, diese Gewinne unversteuert in die Taschen einiger fließen zu lassen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Heute ist die Situation noch schlimmer als 1970. Auf kommunaler Ebene muss durch geeignete Maßnahmen dafür gesorgt werden, dass der soziale Wohnungsbau wieder mehr Bedeutung bekommt, damit auch einkommensschwache Haushalte bezahlbare Wohnungen bekommen können. 

Nachhaltige Entwicklung wird es nur geben, wenn es dabei sozial gerecht zugeht. Wenn bestimmte Preise steigen z.B. für Strom, Fleisch, Agrarprodukte etc. muss es einen Ausgleich für die unteren Einkommensgruppen geben (z.B. eine Umwelt- oder Klimaprämie). Es kann keine nachhaltige Entwicklung geben ohne soziale Gerechtigkeit.

Die Globalisierung der Wirtschaft kann nicht einfach rückgängig gemacht werden, allerdings kann sie auch nicht weitergehen wie bisher. Wir brauchen in bestimmten Bereichen eine Reregionalisierung vor allem in der Landwirtschaft. Wir müssen die lokale und regionale Wirtschaft stärken.

Nach der Energiewende brauchen wir eine Mobilitätswende. Das bedeutet mehr Raum und bessere Bedingungen für Radlfahrer, weniger Raum für Privatautos.